Samstag, 15. Oktober 2011

1. Auflage

Leute, kauft Bücher!

die 1.Lieferung nimmt verdammt viel Platz weg hier ;-)




Autorenexemplare können direkt bei der Autorin für 12,90 Euro bestellt werden. ---> ausgetauscht@russlandlotte.de

Informationen zum Buch gibt es nach wie vor unter www.russlandlotte.de.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Das Buch - kleine Verzögerung

Hallo nochmal,

das Erscheinungsdatum Ende September war leider nicht zu halten. Es gab eine Menge Formalitäten zu klären.

Aber: Die 1. Auflage befindet sich gerade im Druck. Ich rechne mit einer Lieferung der Autorenexemplare nächste Woche. Mit der Weihnachtsgeschenkeaktion klappt es also auf jeden Fall noch. ;-)

Jeder kann das Buch im Handel bestellen: ISBN 978-3-943048-84-1

Verkaufspreis ist 16,90 Euro. Das liess sich wegen der hohen Rabattforderungen der Handelsketten leider nicht günstiger gestalten.

Es gibt eine begrenzte Anzahl von Autorenexemplaren, die direkt bei der Autorin für 12,90 Euro bestellt werden können. ---> ausgetauscht@russlandlotte.de

Informationen zum Buch gibt es weiterhin unter www.russlandlotte.de.

Freitag, 22. Juli 2011

Das Buch zum Blog

Liebe Freunde und treue Leser dieses Blogs.

Im Moment wird daran gearbeitet, den Blog in ansprechender Form als Buch aufzubereiten. Es wird zusätzliche Episoden und Informationen enthalten.

Geplant ist ein Erscheinungsdatum Ende September 2011 - also zeitig genug, um als Weihnachtsgeschenk Verwendung zu finden ;-)

Informationen zum Buch gibt es unter www.russlandlotte.de. Dort gibt es auch ein Gästebuch - Einträge sind erwünscht! Auch Vorbestellungen werden schon angenommen unter:
ausgetauscht@russlandlotte.de

Ich danke all meinen treuen Lesern und hoffe, ich konnte etwas zur "Weltanschauung" beitragen.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Der letzte Eintrag

Dies ist also das letzte mal, dass ich euch von meinen Erlebnissen im fernen Tscheboksary erzähle.
Einen Tag nach der Moskaureise hatte ich vermutlich eine leichte Lebensmittelvergiftung. Jedenfalls ging es mir schrecklich, ich sah so aus und fühlte mich auch so. Was mich im Hinblick auf meine baldige Heimreise schon etwas nervös machte. Doch einen Tag später war bereits alles wieder in Butter und am 27. konnte ich mich dem Kofferpacken widmen. Am 28. verabschiedete ich mich zunächst von dem „Mütterchen“, dann Xjuschas Vater, seiner Frau und Jana. Wir saßen am Tisch, aßen Torte, redeten - nebenbei lief wie gewohnt der Fernseher. Schließlich standen Xjuscha und ich in der Tür und mir wurden letzte Segenswünsche auf den Weg gegeben. Als Xjuscha und ich das Haus verließen und die Straße entlanggingen, winkten sie zu dritt aus dem Fenster. Ein Anblick, welcher sich in mein Hirn gebrannt hat.
Und am 29. war dann auch schon die Verabschiedungsfeier von meiner so lieb gewonnenen, russischen Familie. Doch zunächst hieß es: Festtafel vorbereiten. Bei meiner Gastmutter und mir fehlte jegliche gute Stimmung, welche bekannter Weise (zumindest jedem, der schon mal gekocht hat) nötig ist, um etwas wirklich leckeres zuzubereiten. Als die „Oma“ kam versanken wir im Stress. Mein Kuchenteig war mehr Knete als Teig, und es war noch viel zu tun. Die „Oma“ lockerte etwas die Stimmung, half und machte Pluschki (Gebäckschnecken). Als Xjuscha noch hinzu kam schnippelten und kochte acht fleißige Hände, das Gemüt wurde sonniger. Aus meinem verhunzten Bienenstich wurde ein Kuchen mit Bananenfüllung und Mandeldach. :D
Um sechs kamen die Gäste. Nur wegen mir kamen stolze dreizehn Gäste (und nein, ich bin nicht abergläubig). Es war - wie immer - eine muntere Runde, es wurde auf mein Wohl angestoßen und kleine Reden geschwungen. Ich habe sehr, sehr viele Komplimente und liebe Worte an dem Abend gehört (sogar Lehrer aus meiner Schule ließen Grüße ausrichten), welche ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte.
Jedenfalls, so meinte man, steht mir hier immer die Tür offen - nicht nur bei meiner Gastmutter - sogar der Bruder meines Gastvaters lud mich ein, mal zu ihm nach St. Petersburg zu kommen. Jeha- Vitamin B (= Beziehungen) lässt grüßen. :D Die ersten Gäste verabschiedeten sich. Viele Worte. Geschenke. Etwas Trübsal. Zum Schluss blieb eine kleine Runde am Tisch sitzen: Xjuscha, die „Oma“, ihr Lebensgefährte, der Bruder meines Gastvaters, dessen Mutter und ich. Wir spielte bis gegen 1 „Dummkopf“- eine - wie ich finde - der besten Möglichkeiten seinen letzen Abend hier zu verbringen. Als ich die Runde anschließend auflöste, sahen Xjuscha und ich noch bis halb drei „der Teufel trägt Prada“. Während des Sehens schoss mir kurzzeitig ein Gedanke durch den Kopf: heute. Es ist schon seltsam. Da denkt man die gesamten 10 Monate: „Noch x Monate…“, kann es manchmal kaum erwarten, dass man seine Lieben in Deutschland wiedersieht und dann, wenn es Wirklichkeit wird, will man es nicht mehr - obwohl eigentlich schon, aber irgendwie doch nicht - es ist schwer zu erklären.

Am Mittag des letzen Tages in Tscheboksary überraschte man mich. Und an dieser Stelle wieder: Ich liebe die russische Mentalität! :D Ich weiß gar nicht mehr, ob ich euch damals davon berichtet habe, dass wir, als wir die Pakete nach Deutschland aufgaben, mit der jungen Postangestellten ins Gespräch kamen - so von wegen Deutsche 10 Monate, ohne Eltern, Russland wie super und sie habe auch eine Freundin, welche ein Jahr in Deutschland verbracht habe. Jedenfalls quatschten wir damals ganz angenehm. Und heute bekam ich einen Anruf von ihr! Ich bin fast nicht mehr geworden! Da hat man dieses Mädchen einmal im Leben gesehen und drei Wochen später ruft sie an, nur, um eine gute Rückreise zu wünschen. Hach nee.. solche Situationen werde ich in Deutschland vermissen… :D

Gegen eins befand ich mich mit Natascha und Xjuscha im Kino, danach gingen wir mit allen meinen Freunden ins McDonalds (ich weiß: suuuper Ort :D). Lera und Nastina kamen sogar mit kleinen Abschiedsgeschenken und Natascha hat mich sogar Portraitiert (sie kann das wirklich!). Doch insgesamt muss ich zugeben, dass mir der Abschied von meinen Freunden dort nicht sooo schwer viel.
Am Abend fand sich wieder eine kleine Runde in meinem russischen Heim zusammen. Ich packte das letzte Zeug zusammen, als Dascha mit ihrem Dreirad ins Zimmer fuhr, zunächst auf den riesigen Koffer und dann auf mich, mit ihre großen Augen sah:
„Fährst du wieder nach Deutschland?“
„Ja, Daschenka…“ Sagte ich etwas traurig. Das kleine Mädchen sah mich mit ihren großen Augen an, ihr Blick erhellte sich plötzlich:
„Na dann mach mal Platz, ich komm' mit meinem Dreirad nicht durch!“

Nach dem letzen gemeinsamen Essen brachten mich meine Russische Mutter, Xjuscha, Dascha, die „Oma“ mit Sohn, Lebensgefährte und Enkelin zum vereinbarten Treffpunkt. Der Weg war schwer. Ich sah mich oft um, denn ich wusste ich würde all das für lange Zeit nicht wiedersehen…der kleine Kiosk… die wunderschöne Kirche… Straße…die Bushaltestelle…Schulweg…schöner Sonnenuntergang… Xjuscha hatte bereits etwas gerötete Augen.
Am Treffpunkt warteten wir etwas, bis schließlich Katjas Vater mit einem Pickup vorfuhr und mein Gepäck eingeladen wurde. Auch Clemens (der andere Deutsche) kam bald mit einer Gruppe von Freunden. Sie verabschiedeten ihn, indem sie ihn hochhoben und mehrmals laut jubelnd in die Luft warfen. Als die erfuhren, dass ich auch abreisen müsse, wurde auch ich jubelnd in die Luft geworfen. :D Doch auch diese kleine Auflockerung vermochte nicht die Traurigkeit des Momentes zu überspielen. Ich verabschiedete mich von allen, als ich die „Oma“ umarmte war mir zum Heulen zu mute… als mich Xjuscha, welche nicht gern Schwäche, schon gar nicht vor anderen Leuten, zeigt, weinend ansah und wir uns umarmten, war es zu spät. Ich musste weinen. Ins Auto. Losfahren. Winken aus dem Fenster. Beruhigen.
Der entscheidende Unterschied, warum der Abschied aus meiner deutschen Heimat leichter fiel, als der von meiner russischen, ist der dass alles wieder kommt. Ich wusste genau, dass ich meine Familie, Schule, Freunde und meine kleine, grüne Stadt wiedersehen würde. Aber bei Tscheboksary wird es nie wieder so sein. Ich habe einfach nicht die Möglichkeit noch einmal ein ganzes Jahr dort zu verbringen - alles was bleibt sind Ferienbesuche.
Wir holten die Italienerin und Sophia (Deutsche) ab. Das selbe in grün mit vielen Tränen.
Es war mittlerweile gegen 23:00 doch niemand dachte an Schlafen. Wir unterhielten uns - auf russisch. Der Vater (und Fahrer) war schwer beeindruckt und erinnerte an die gemeinsame Fahrt vor 10 Monaten: Damals unterhielten wir uns nur untereinander auf Deutsch, allerdings kaum mit unsrem Fahrer und jetzt, 10 Monate später, unterhielten wir uns sogar untereinander auf Russisch!
Gegen zwei waren wir am Flughafen Kasan. Warten. Wir trafen einen Bekannten von Clemens, welcher in der Armee dient, sehr netter Mann, welcher uns bis zum Abflug Gesellschaft leistete und sogar Spiele mitspielte. Um 5 flog die Italienerin.
Die übrige Wartezeit nutze ich u.a. um mir mein Abschiedsfotoalbum, welches mir meine russische Familie geschenkt hatte, anzusehen. Bilder, Abschiedsbriefe meiner Freunde, liebe Worte meiner Familie- wieder war mir etwas weinerlich.
Um 7 gingen wir, die übrigen, zum Check in. Und dann kamen die unerhofften Komplikationen. Ich zeigte mein Elektronisches Ticket und wurde problemlos weiter gelassen. Doch meine Mitreisenden nicht. Eine halbe Stunde Stress. Das Ticket sei richtig, doch der Computer fände die Namen nicht in der Liste = kein Flug = kein Anschlussflug =kein Seminar. Sophia war fertig mit den Nerven. Schließlich stellten sie fest, dass nur die Verbindung zwischen Computer und Flugzeug unterbrochen worden war, deshalb die Namen nicht auffindbar waren. Sie wurden durchgelassen. In einem leeren Bus, abgesehen von uns drein, fuhren wir noch schnell zum Flugzeug, nahmen Platz und hoben ab.
In Moskau angekommen, war Routinearbeit angesagt. Kofferabholen, Elektronisches Ticket gegen echtes Ticket tauschen, Koffer abgeben, Nacktscanner, im richtigen Gate Platznehmen und warten. Hier hörte ich zum ersten mal seit langem wieder Deutsch. Der Flug war von Moskau nach Berlin gebucht, weshalb man hier nun auch deutsche Geschäftsmänner antraf. Eine seltsame Sprache. Wir begannen wieder auf Deutsch zu sprechen, doch hörten bald damit auf, da Russisch leichter fiel und wir noch so lange wie möglich in Übung bleiben wollten- Vergessen werden wir so wieso bei Zeiten…
Aus dem Flugzeug warf ich einen letzten Blick auf Russland.

Am Flughafen Berlin Tegel angekommen wurden wir von einem YFU- Mitarbeiter empfangen und gleich um Mithilfe gebeten. Wir halfen gern noch die anderen Heimkehrer in Empfang zu nehmen (da einige gleichzeitig, mit unterschiedlichen Maschinen, ankamen). Und dann gab es ein großes Hallo! Ich traf meine Freunde von der Vorbereitungstagung wieder, einige waren in Ungarn, andere in Schweden oder Finnland gewesen – es gab viel Gesprächsstoff und jede Menge Freude!
Mit dem Bus fuhren wir weiter zum YES (Young European Seminar). Dort angekommen bekam jeder ein Namensschild, worauf eine Karte der Jugendherberge zu sehen war, der Name, die Flaggen des Heimatlandes und des Austauschlandes und auf der Rückseite eine Art Stundenplan. Auf diesem Seminar arbeiteten wir unsere Erlebnisse im Austauschland auf und bereiteten uns auf die kommenden, in der Heimat, vor. Außerdem sprachen wir über Themen wie: Unterschied zwischen Europa, E.U. und Schengen- vor und Nachteile? Im allgemeinen war das Thema Grenzen (alle- also persönliche, religiöse, geographische…).
Vom 1. bis zum 5. Juli dauerte dieses hochinteressante und spaßige Seminar an- wobei ich an YFU ein rieeesiges Dankeschön aussprechen möchte!
Das wunderbare an dem Seminar war, dass Lernen und Spaß verbunden wurde. So hatte man viel Zeit, um neue, interessante Leute kennen zu lernen, denn alle von YFU, welche ihren Austausch, dieses Jahr, in Europa machten waren auf diesem Seminar (über 500). Man konnte sich mit Dänen, welche in Finnland waren unterhalten und zwei Minuten später bereits mit einer Französin, welche in der Türkei war. Dies sorgte für viele Neue Erkenntnisse und Freundschaften.
Übrigens fiel mir die Umstellung von Russisch auf Deutsch bzw. Englisch nicht so leicht. Am ersten Morgen begrüßte ich alle verschlafen mit einem „Dobroe utro!“, dann verwirrt mit „Guten Morgen!“ und schließlich mit „Good morning!“ – denn man erkennt ja nicht sofort die Identität eines Mädchens, welches man im Schlafanzug im Korridor antrifft.

Ich muss zugeben, dass ich am Anfang etwas traurig war, da ich glaubte, dass niemand russischsprachiges vertreten war, bis ich am Essenstisch einen Moldawier kennen lernte (in Moldawien spricht man Rumänisch und Russisch). Ich setzte mich sofort zu ihm und frischte mein Russisch auf. Nach ca. 15 Minuten fragt er mich woher ich eigentlich komme:
„Rat mal!“
„Ehh… Russland? Ukraine?“
„Hihi. Nein Deutschland“
Ihm fiel die Gabel aus der Hand.
„WAS? DU HAST KEINEN AKZENT? NUR MANCHMAL EIN BISSCHEN!! ICH DACHTE DU WÄRST AUS IRGEND EINEM RUSSISCHSPRACHIGEM LAND.AAAA“
Ich lachte. Er stellte mich seinen moldawischen Freunden vor:
20 Moldawier starren dich gespannt an:
„Sag mal was!“ :D
Auf dem YES traf ich auch die Moldawierin wieder, welche in meiner Familie das Jahr verbrachte. Wir unterhielten uns angeregt und sie brachte mich auf den neusten Stand in Bezug auf meine Familie.
Doch auch dieses Multikulturelle Treffen hatte ein Ende und wieder hieß es Abschiednehmen.

Gegen 8 stand ich am Bus, welcher die Ungarn und Schwedenaustauschler nach Hause bringen würde und verabschiedete meine Freunde. Zum Glück hatte der Reisebus Verspätung und die Gesellschaft konnte mir die Aufregung nehmen. Meine Eltern würden mich abholen kommen. Um 8:09 schrieb meine Mutter eine SMS : „Noch ca. 50km…“. Sieben Minuten später: „40 km..“ und schließlich schrieb sie: „Gleich…“ Hibbelig und einem Herzkasper nahe stand ich am Bus mit meinen Freunden, bis ich etwas sah: Meine Eltern! Sind das meine Eltern? Das sind doch meine Eltern! Leicht schubste ich meine Freund zur Seite und rief über den ganzen Platz: „Meine Eltern! Das sind meine Eltern!“ Sprang über Koffer und Gepäckstücke und fiel ihnen in die Arme. Meine Mutter weinte vor Glück und auch ich ein bisschen (obwohl ich von mir damit wirklich nicht gerechnet hatte). Ich verabschiedete mich von allen, meldete mich ab und stieg in unser Auto. Während wir zu meinen Großeltern fuhren erzählten wir ununterbrochen, was in dem Jahr vorgefallen war, denn obwohl ich Blog schreibe, gab es eine Menge zu erzählen. Warum mein Zwilling mich nicht abholte? Sie hat Praktikum, passender Weise in der Stadt, in welcher meine Großeltern wohnen. Seit einem Monat bereits war sie todunglücklich, dass sie mich als letzte sehen würde, obwohl sie doch die wichtigste für mich ist. Tja, falsch gedacht. Überraschung!! Meine Eltern setzten mich am Fotoladen ab, ich betrat diesen und verlangte die Praktikantin. Meine Schwester sah mich und fiel mir weinend um den Hals. Ich glaube erst da wurde mir so richtig bewusst wie sehr sie mich vermisst haben muss. Mit roten Augen und einem fröhlichen Lächeln meinte sie nur: „Du bist blöd!“ Und fiel mir wieder um den Hals. Die Chefin nahm es gelassen, da Schwesterlein offenbar schon von mir erzählt haben muss. So wurde ich während normaler Arbeitszeit zu Kaffee und Kuchen gebeten und konnte mich mit meiner Schwester unterhalten.
Darauf folgte das Wiedersehen mit meinen Großeltern und meiner Großtante. Wie ich sie alle vermisst habe. Es gab Mittag. Wir unterhielten uns lange.
Alles fühlte sich so vertraut an: keine peinliche Stille oder „blöde Fragen“.
JEHA ich bin Zuhause! Vor mir liegt das Treffen mit meinen anderen Großeltern und Verwandten, Freunden und der Einzug in mein „altes Zimmer“.
Ich könnte platzen vor Glück.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich mein Austauschjahr sehr gelohnt hat und dass ich jedem diese lebensverändernde Erfahrung weiterempfehlen kann. Lebensverändernd? Ja, lebensverändernd. Mit meiner Reise nach Russland habe ich nicht nur meinen Lebensweg in eine neue Richtung gelenkt, sondern auch das Leben der Menschen, welche ich auf dem Wegabschnitt „Russland“ traf, habe ich zumindest ein wenig beeinflusst. Einige haben ihre Einstellung zu Deutschland geändert- vielleicht auch etwas die Sichtweise auf ihr eigenes Land und nicht zu letzt fand ich gute Freundschaften und eine zweite Familie, welche mich ihrer Aussage zufolge immer herzlich willkommen heißen.
Dennoch muss ich sagen, dass ich mir ein Austauschjahr wesentlich einfacher vorgestellt habe. Vermutlich entsteht dieser Eindruck durch die Austauschler, welche fröhliche Gruppenfotos zeigen und von ihren tollen Erlebnissen berichten. Natürlich ist ein solches Jahr voll von schönen und aufregenden Momenten aber auch von schwierigen, voll von Heimweh und Überforderung. Es ist klar, dass keiner nach Hause kommt und beginnt die Probleme, welche er mal vor 5 Monaten gehabt hat aufzuarbeiten. Es entsteht allerdings leicht der Eindruck, dass ein Austauschjahr eher ein „juhu ich nehm ein Jahr Auszeit von der Schule, begebe mich in ein spaßiges, aufregendes Leben und lerne nebenbei eine Sprache“ Jahr ist. Dies ist allerdings nur eine Seite der Medaille. Dieser Abschnitt ist vor allem zukünftigen Austauschlern- ich werde für euch mal etwas licht auf die „dunkle“ Seite der Medaille werfen- nicht um euch zu erschrecken, sondern vorzubereiten. Meiner Meinung nach ist es besser die ganze Wahrheit zu kennen und sich darauf gefasst zu machen- obwohl sich das an dieser Stelle fast schon zu dramatisch anhört.

1. Bei Problemen- egal welcher Art- versucht diese zunächst selbst zu klären. Wenn euch das nicht gelinkt bittet eure zuständigen Betreuer euch zu helfen. Auf keinen Fall zieht eure leiblichen Eltern in der Ferne hinzu. Nur in den seltensten Fällen können sie euch helfen – ihr bewirkt also eher unnötige Aufregung.

2. Kontakt mit den Eltern, Verwandten und Freunden so gering wie möglich halten. Jeder reagiert anders- den einen Erleichtern ein Skypegespräch und beim anderen führt es nur zu schrecklichem Heimweh. Allerdings bei jedem führt es zu einem Verlangsamen des Prozesses des Einlebens im neuen Heim und dem Erlernen der Sprache. Verständnis sollte hierbei auf beiden Seiten (Eltern und Kind) vorherrschen!

3. Macht euch auf Zunahme eures Gewichtes gefasst. Ihr mögt jetzt schmunzeln und sagen: „Ja klar- ich doch nicht!“ Pustekuchen! Selbst ich, welche in Deutschland nie Sport getrieben hat und permanent Süßkram in sich gestopft hat ist von 53kg auf 60kg “herangewachsen“ (und damit bin ich bei weitem nicht die einige). Mein Tipp also: Nicht warten bis man fett ist und dann unglücklich vorm Spiegel stehen, sondern gleich eine Möglichkeit Sport zu treiben ausfindig machen. Ansonsten sollte man es entspannt sehen das Austauschjahr ist einmalig im Leben, somit auch die kulinarischen Raffinessen und deren Auswirkungen.

4. Allen vergebenen, glücklichen Paare, von welche vom Austausch “betroffen“ sind, sage ich folgendes: trennt euch. Fernbeziehung hält in den seltensten Fällen (und mit selten meine ich selten und nicht das ihr zu den Auserwählen gehört). Falls es euch aufgefallen ist: Ich habe seit langem nichts mehr von meinem Freund geschrieben- das liegt daran, dass er mittlerweile die Vorsilbe „Ex“ trägt (wieder bin ich nicht die Einzige, der dies wiederfahren ist)… Tipp: Trennt euch im Guten. Man sollte sein Austauschjahr- jede einzelne Sekunde- genießen und nicht schmachtend mit dem Liebsten chatten. Nach Beendigung des Jahres könnt ihr es ja wieder miteinander versuchen.

Wie ihr seht: die „Schattenseite“ besteht gerade mal aus 4 Punkten, welche man durchaus überlebt. ;-)

Positives gibts es dafür viel mehr: Erfahrungen, Verständnis für eine andere Kultur, neue Freunde, Sprachsicherheit, Spaß, eine zweite Familie, Erweiterung des eigenen Horizonts, Wachsen über sich selbst hinaus...usw..

Ich hoffe ich konnte durch diesen Blog etwas Verdeutlichen, wie das Leben eines Austauschlers aussieht und vielleicht einige Unentschlossene zum Austausch ermutigen. Ganz besonders allerdings hoffe ich, durch dieses Buch mein eigentliches Anliegen, welches mich überhaupt dazu brachte schriftstellerisch tätig zu werden, erfüllt zu haben, indem ich ein paar Vorurteile, im Bezug auf Russland, entkräften und diese vielleicht sogar neue, positive Eindrücke ersetzen konnte.

Ich danke euch für eure treue Lesebereitschaft- es war mir eine Freude für euch zu schreiben.

Liebe Grüße

Lotte

Fazit: „Zu Gast ist es schöner, Zuhause am schönsten
.“

Dienstag, 28. Juni 2011

Der schöne Platz

Und schon brach der dritte und letzte Tag in Moskau an. Diesmal brachen wir um 9 auf, da der Rote Platz bereits um eins geschlossen werden würde- wieder wegen irgendwelcher Veranstaltungen. Diesmal waren Xjuscha und ich nur noch zu zweit. Für mich war es der schönste Tag in Moskau.
Die Pforten zum Roten Platz waren geöffnet und so betrat ich endlich den wohl bekanntesten Platz Russlands, welcher eigentlich gar nicht rot ist.







Ich auf dem Anfangspunkt der Straßen Russlands. (Dieser Punkt befindet sich unmittelbar vorm Roten Platz)





Im Vordergrund : Kasaner Kathedrale und dahinter das Historische Museum










Das riesige, schlossartige Warenhaus GUM, welches von innen noch besser aussieht und sich ein Markenlabel nach dem anderen darin tummelt.









Ja das GUM ist schon etwas größer... :D













Das Mausoleum Lenins. Hinter den Kremlmauern (rot) befindet sich der Kreml (gelb).














Ich- schon sichtbar zufriedener- vor der Basiliuskathedrahle- ein meiner Meinung nach wirklich faszinierendes Gebäude. Die Wände im Innenraum sind über und über mit gemalten Blumengirlanden verziert- und natürlich mit Ikonenwänden.

















Straßenschild: Roter Platz











Gegen 5 waren wir wieder im Quartier und machten uns anschließend auf den Weg zur Elektritschka, zurück zum Bahnhof, zurück zum Russischen Heim. Wir bedankten uns für die Gastfreundschaft. Der Bruder und seine Frau waren beide auf Arbeit, der Sohn war aus, die Oma zu schwach und die Tochter sah sich auch nach langer Standpauke der Oma außerstande uns zu begleiten. Also fuhren Xjuscha und ich allein und machten uns schließlich noch unter Zeitdruck auf die Suche nach einem Bus. 15 Minuten vor Abfahrt fragte Xjuscha schließlich bei einem Polizisten, wo denn hier die Busse nach Cheboksary abfahren würden. Er war überraschend freundlich und half uns weiter. 5 vor knapp saßen wir im Bus. Geschafft. Gott sei Dank.
Nach 12 Stunden Fahrt kamen wir gegen 9 Uhr in Tscheboksary an. Trolleybus. Wohnung. Frühstück. Duschen. Letztes Treffen mit YFU. Katja meinte zu mir ich habe mich sehr verändert und meinte ich habe etwas von „einem Mädchen aus Puschkins Erzählungen“ - vor Verblüffung vergaß ich zu fragen welches Mädchen denn genau. Nun habe ich genaue Angaben zu meiner Abreise. Am 30.06., 22:30 fahren wir nach Kasan. Gegen 9 Uhr am nächsten Tag geht mein Flug nach Berlin. Anschließend folgt das Young European Seminar und erst danach geht es nach Hause.

Fazit: Russische Polizisten sehen nur brutal aus, sind es aber nicht.


Lotte



PS.: Den Namen "Roter Platz" hat dieser bekam er vom alten russischen Wort "schön", welches heute mit "rot" übersetzt wird. Ursprünglich war es also der "schöne" Platz und das stimmt auch bis heute! :)Ich hätte gern mehr bilder reingestelltaber mein Internet weigert sich... :/

Montag, 27. Juni 2011

Vor verschlossenen Toren

Hier nun die Schilderung meines Moskauerlebnisses:

Am 21. Juni gegen 18:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, um von dort, mit dem Bus, nach Moskau zu fahren. Allerdings verlief dies nicht in der, von mir bekannten und gewohnten Art und Weise: Anrufen. Platz sichern. Sondern: Hingehen. Bus auswählen. Am Bahnhof stand ein ganzer Haufen Busse, welche alle das selbe Ziel hatten und um Kundschaft anzuwerben warben die Busfahrer nun lautstark ihre Reisegruppe an. Es hatte etwas von Marktschreiern.
Meine Gastmutter wählte einen Bus aus und meinte zum Busfahrer, dass er auf uns aufpassen sollte wie auf seinen Augapfel. Dies tat er dann auch wirklich. Nach jeder Raststätte fragte er besorgt, ob die „Mädels“ noch auf ihren Plätzen wären und ob es uns gut ginge. Hihi.
Während der Fahrt wurde ein Film eingelegt, welcher mich lediglich daran hinderte zu schlafen und auch nachts, als der Film lange ausgeschaltet war, bekam ich keinen Schlaf zugesprochen, da der Busfahrer mit dem LKW-Funk vernetz war und man nun so etwas wie: *krk * „Durchsage an meine Kollegen: an der nächsten Raststätte stehen die Fänger (umgangssprachlich für Verkehrspolizei)“ *krk* hörte.
Die 800km nach Moskau bewältigten wir innerhalb 10 Stunden und kamen somit irgendwann gegen 5 Uhr in der größten Stadt Europas (ca 11, 5 Mio Einwohner) an. Da man uns nicht vom Bus abholte, war unser nächstes Vorhaben die „Elektritschka“ zu finden. Fremde Großstadt. Xjuscha und ich alleine. Nur eine Skizze von Xjuschas Mutter, welche nicht ganz zu stimmen schien. Na dann finde ma ne „Elektritschka“! Was zum Teufel ist das überhaupt?! Es stellte sich schließlich heraus, dass dies eine Art Straßenbahn, von der Länge eines Zuges, ist. Wir kauften ein Ticket und fuhren eine Stunde bis zu einem Vorort Moskaus, wo uns dann schließlich der Bruder meiner Gastmutter begrüßte und uns zu unserer Unterkunft, für die nächsten paar Tage, brachte. Auf dem Weg zu seiner Wohnung erklärte er uns mit bedauern, dass man ihnen für eine Woche das heiße Wasser abgestellt habe (nicht ungewöhnlich- nur Pech das es ausgerechnet auf unseren Besuch fiel) und außerdem meinte er, dass der Fahrstuhl nur von 18-21 Uhr gehen würde und sie in der 13. Etage wohnen. Mir entwich ein leichtes, hysterisches Lachen.
Endlich im 13. Stock angekommen wurden wir durch die Wohnung geführt. Recht klein aber schön. Die Oma hat ein Bett in der Küche, die Eltern schlafen im Wohnzimmer und die beiden Kinder haben ihr eigenes Zimmer, wobei der Sohn vorrübergehend zu seinen Eltern ins Zimmer umzog.
Es war mittlerweile 7 und sowohl Xjuscha, als auch ich wollten nicht erst schlafen, sondern sofort Moskau erkunden. Doch der Hausherr sah das anders: zuerst Frühstücken, dann schlafen und erst gegen 13 Uhr mit den Kindern des Hauses (um die 14) und einer Freundin (18) losziehen. Verlorene Zeit, aber was will man machen…
Gegen eins ging es dann endlich los. Man wollte uns zunächst den Zoo zeigen, was Xjuscha und mich nun eher weniger Begeisterte, da ich mir einen Haufen Affen auch zu Hause ansehen kann. Nur mit viel Überredungskraft vermochten wir es, den Zoo durch den Roten Platz zu ersetzten.
Und nun ging die Kutscherei los: eine halbe Stunde Elektritschka und dann noch eine Stunde Metro. Ganz ehrlich: wenn das mein täglicher Arbeitsweg wäre… o.O
Als es daran ging Tickets für die Elektritschka zu kaufen, fragten unsere Begleiter uns, ob wir wirklich welche kaufen würden, oder „schwarz“ fahren. Eh- was? Die Mädels kaufen Tickets. Allein unser männlicher Begleiter hielt dies für überflüssig. Wir stiegen ein. Nach ca. 15min ging ein Strom von Menschen von einem Wagon zum nächsten und durchquerten somit auch das unsere. Nun sprang auch unser „schwarzes Schaf“ auf und schloss sich dem Strom an. Man erklärte mir das dieser „Menschenstrom“ nur aus „schwarzen Schafen“ bestünde, welche vor dem Kontrolleur ausreiß nehmen, welcher nun gleich kommen müsste. Und tatsächlich: „Die Fahrkarten bitte!“ Ich sah aus dem Fenster und beobachtete, wie die Schäfchen aus dem ersten Wagon, über den Bahnsteig, in den letzen (nun bereits kontrollierten) Wagon pilgerten. Ist schon irgendwie lustig! :D

Wir stiegen aus dem U-Bahnschacht empor und gingen ein Stück zum Roten Platz. Unterwegs kamen wir am „Большой Театр“ „Großen Theater“ vorbei. Und dann waren wir am Ziel! Der Wunsch, welchen ich nun seit 10 Monaten hege, würde nun in Erfüllung gehen. Doch: Pustekuchen. Riesige Absperrungen, ein Aufgebot an Miliz- pardon- Polizei und Militär. Zutritt verboten. Grund? Gedenken an den Angriff Adolf Hitlers vor 70 Jahren. -.-
Was nun? Xjuscha und ich wollten noch unbedingt „Moskau City“ besichtigen. Offenbar schienen die Teenies gar nichts über die Existent dieser Sehenswürdigkeit zu wissen und schon gar nicht, wie man mit der Metro dahin kommt. Es folgte eine nerv- und zeitraubende Diskussion, ob man nun unsren Wunsch erfüllen würde oder lieber Shoppen gehen. Ich wäre fast aus dem Kragen geschnipst. Doch schließlich willigten sie ein und wir befanden uns in „Moskau City“. Ein Gebiet Moskaus, in jenem zzt. Wolkenkratzer gebaut werden. Von dort spazierten wir etwas und wurden schließlich von einem Wolkenbruch überrascht, was uns den Weg zurück antreten lies. Ich war schon enttäuscht so wenig gesehen zu haben. Aber schließlich war das nicht mein letzter Tag in der Hauptstadt.
Tag 2: Wieder warteten wir bis um 13 Uhr auf die Freundin, welche kurz vor knapp beschloss abzusagen. *Mommm ich bin ein Bauuuum, alles ist guuut* Auch unser männlicher Begleiter zog es vor sich mit meiner Freundin zu treffen.
Wieder zum Roten Platz. Wieder Absperrungen- diesmal wegen der Feier für die Einserschüler Russlands. Alle Schüler, welche ihren Abschluss mit „5“ (=ausgezeichnet) bestehen, werden zu dieser Feierlichkeit am Roten Platz eingeladen.
Wir machen uns auf den Weg zur Christ- Erlöser Kathedrale. Dieses Gebäude ist 103 Meter hoch uns somit eines der höchsten Gebäude aus der Welt- ein eindrucksvolles und wunderschönes Gebäude. Innen über und über mit Gold und Edelsteinen ausgestattet, kostbare Ikonenwände, Gemälde, Marmorfußboden und ehrfürchtige Stille.
Weiter ging es zum Arbat. Eine Straße, welche einen Kilometer lang ist und eine der ältesten Straßen Moskaus ist.

Nun die Fotos:




Die Staatsduma






Wandgemälde in der Metro





Moskau City







Wolkenbruch




Bolschoi-Theater






Vor verschlossenen Toren...





Die Einserschüler






Die Leninbibiothek






Eine Kapelle am Straßenrand







Christ- ERlöser Kathedrale






АРБАТ= Arbat





Berlinerisches Restaurant auf dem Arbat :D




Restaurant "Deutsches Bier"




Hard Rock Cafe auf dem Arbat







Das Haus Puschkins und ein Denkmal ihm und seinerFrau zu Ehren











Auf dem Weg zur Metro kamen wir noch zufällig an einem Konzert vorbei- aber nicht an irgend einem, sondern an einem Konzert der Gruppe "Mumi Troll". Die Band ist hier seit Jahren berühmt und auch ich finde sie mittlerweile klasse. Sogar in unserem Russischlehrbuch (in Deutschland) war sie abgedruckt! :D






Ob ich am dritten und auch letzten Tag in Moskau nun endlich auf meinen langersehnten Roten Plat gekommen bin, erfahrt ihr im nächsten Blog ;-)



Lotte



Fazit: Moskau sit schön- Sankt Petersbug ist schöner.

Dienstag, 21. Juni 2011

Trauerklops

Was ich noch völlig vergessen habe euch mitzuteilen: Daschas ersten Worte auf Deutsch: „Ja ja, natürlich!“ Wie es dazu kam? Während seiner Anwesenheit antwortete ihr Vater oft mit diesem deutschen Satz, anstelle der russischen Version. Dies ist allerdings nicht das Einzige auf Deutsch, was er kann. Oft warf er bei einem Gespräch deutsche Wörter ein - und das obwohl er nie Deutsch gelernt hat. Jedes Mal sah er mich dann prüfend an, ob ich wirklich verstanden hätte, was er eben gesagt hat und lächelte zufrieden, wenn ich verständnisvoll nickte. Nun ja, so kam es, dass klein Daschenka dem Wortlaut ihres Papas hinterher eiferte und ihre ersten deutschen Worte sagte. Mittlerweile versuchen wir ihr ein kurzes Gedicht beizubringen, da meine Gastmutter möchte, dass sie dieses meinen Eltern vorträgt, wenn sie uns in Deutschland besuchen.

Klitzekleines Zwerglein
Ging auf ein Berglein.
Rutschte aus,
und ging nach Haus.

Wir sind gerade mal bei der ersten Zeile und das „Klitzekleines Zwerglein“ klingt eher wie ein „klizekaines Swergain“. Bin mal gespannt ob das was wird…

Diese Woche brachte Xjuscha ein kleines Kätzchen nach Hause. Das Kleine sollte eine Nacht bei uns verbleiben, da erst am darauffolgenden Tag sein zukünftiges Herrchen es abholen würde. Das kleine Tierchen wurde von Sascha auf der Straße aufgesammelt und wurde „Schaschlik“ getauft. Aus einer Nacht wurden zwei und der kleine, tapsige Vierbeiner wuchs uns allen ans Herz - selbst Dascha, welche immer kreischte wie am Spieß, wenn Schaschlik sie auch nur ansah.





Gestern war eine kleine Veranstaltung in der Schule, deren Zweck die Vergabe der bestandenen Examen und Ehrung für besondere Leistungen war. Die von uns allseits geliebte Direktorin liess es sich nicht nehmen, die würdige Rolle des Urkundenverteilers und Lange-Reden-Schwingers zu spielen. Nach und nach wurden Schüler aufgerufen, welche nun ihre Auszeichnungen bekamen. Ich schaltete auf Standby - zum Glück schaltete ich nicht völlig ab, denn sonst hätte ich meine eigene Ehrung verpasst! Ja, ihr habt richtig verstanden: ich wurde geehrt! Die Direktorin schüttelte mir die Hand und hängte mir eine Medaille um den Hals, welche mit „Stolz des Gymnasiums“ beschrieben ist. Sie bestand noch auf eine kleine Danksagung meinerseits, also stellte ich mich kurz ans Mikro und bedankte mich für das freundliche und hilfsbereite Wesen der 9. Klassen - allgemein der Schule (mal abgesehen von der Person, welche mir die Medaille überreichte…).
Als ich das Schulgebäude verließ schaute ich noch bei der Deutschlehrerin vorbei, denn schließlich ist sie die einzige Lehrerin, welche ich wirklich lieb gewonnen habe. Als ich das Kabinett betrat, sah sie mich zunächst etwas irritiert an, bis sie mich schließlich freundlich empfing. Sie meinte: „Komm herein, mein Sonnchen, du bist gar nicht wiederzuerkennen!“ Das höre ich nicht zum ersten Mal. Erst neulich teilte man mir mit, dass sich Lehrer in der Kantine untereinander fragten, wer das fremde Mädchen sei, welches den Frühstückstisch für die erste Abteilung des Ferienlagers eindeckte. Hoppla. Ich find' nicht, dass ich mich so großartig verändert habe - aber ich wünsche meinen Verwandten schon mal viel Spaß beim wiedererkennen ;-).
Ich erzählte der Deutschlehrerin von meinem Buchvorhaben, welches sie als „brilliant“ bezeichnete und gleich entrüstet fragte, warum ich sie nicht gebeten hätte das Buch ins Russische zu übersetzen. Als ich mich schließlich verabschieden wollte, meinte sie, dass sie mich noch vor meiner Abreise anrufen würde, denn sie fände es reichlich zu früh um bereits „lebe wohl!“ zu sagen.
Der „Stolz des Gymnasiums“ drehte der Schule den Rücken zu und verliess das Gebäude, in welches er nie wieder zurückkehren würde.

Als meine Gastmutter nach Hause kam, hatte sie eine schlechte Nachricht für mich. Eigentlich wollten wir bereits heute mit Dima nach Wolgograd fahren, aber aus verschiedenen Gründen ist Wolgograd jetzt Pustekuchen und ich war mehr als traurig, denn nun würde ich die letzten Tage in Russland mit Kindern im Ferienlager verbringen, anstelle eines spannenden Ausflugs in eine mir unbekannte Stadt. Verdammt!
Doch meine Gastmutter gab sich nicht so schnell geschlagen, da nicht nur ich sondern auch Xjuscha durch die Wohnung schlich, wie ein Trauerklops. Und so rief sie ihren Bruder (welcher mit im Waldhäuschen war) in Moskau an. Es klappte. Für ein paar Tage nimmt er uns auf. Zu Deutsch:
ICH FAHR NACH MOSKAU! JEEEEHAAAA!
Ich könnt' platzen vor Freude!
Heute um 20:00 Uhr fährt unser Bus ab, wenn alles planmäßig verläuft, sind wir 5 Uhr in der Hauptstadt. HAHA – seit gestern bekomm' ich mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Liebste Grüße aus Russland

Lotte

Fazit: Wenn sich die eine Tür schließt, öffnet sich eine andere – in meinem Falle direkt nach MOSKAU!



Hier übrigens die tschuwaschische Stickerei, welche ich seit langem fertig habe.




Und noch ein paar Bilder von Tscheboksary:




PS.: Noch einen ganz besonderen Gruß an meinen Vater, welcher am heutigen Tage Geburtstag hat! Alles Gute zum Geburtstag!!









































Mittwoch, 15. Juni 2011

Синяя река

Dadurch, dass wir im Dorf Karten spielen wollten, fiel uns allen etwas auf: ich kannte kein „echtes“ russisches Kartenspiel und so brachte man mir das Spiel „Dummkopf“ bei. Fast jeden Abend spielen wir nun Karten und manchmal gelingt es mir sogar nicht permanent der „Dummkopf“ (=Verlierer) zu sein. Und wenn die „Oma“ und ihr Lebensgefährte da sind spielen die auch gleich mit.
Bei solchen Angelegenheiten bekomme ich nun immer öfter zu hören, wie langweilig es ohne mich werden würde, dass man sich das Leben hier ohne mich nur noch schwer vorstellen könne, da man sich an mich wie an ein Familienmitglied gewöhnt hat. Die „Oma“ meinte: „Bald geht es nach Hause und was bleibt sind Erinnerungen, dass du irgendwann mal 10 Monate in Russland gelebt hast.“ Xjuscha meinte nur: „Ich versuche nicht daran zu denken.“ Und ich weiß nicht, ob ich lachen oder heulen soll… noch habe ich schlappe 2 Wochen russischen Landes vor mir…

Aber nun weiter zu den Ereignissen der letzten Tage:

Beim Bauchtanz ist nun endgültig meine Tarnung aufgeflogen. Verraten hat mich mein Name. Eine Frau fragte interessiert, wie meine Eltern auf diesen so ungewöhnlichen Namen gekommen seien, womit ich gezwungen war meine Maske abzunehmen. Die Gesichter werde ich nie vergessen. Verwunderung, Erstaunen, Bewunderung und etwas Entsetzen über die eigene Unwissenheit. Ich hörte Kommentare wie: „17?! Im Ausland wird man aber schnell erwachsen, wenn man dich schon fort gelassen hat…“ . Ich fragte ob man meinen Akzent nicht mitbekommen habe. Antwort: Ja, aber man glaubte ich wäre aus einem der viele kleinen Volksgruppen (Tataren, Tschuwaschen…), welche in Russland leben. Wie gesagt: als Ausländer hat man hier gute Chancen nicht aufzufallen ;-) Eine Frau sah mich sehr ernst an und meinte schließlich: „Nein, nein und nochmals nein! Das glaube ich nicht! Du hast nicht mal nen deutschen Akzent! Ich hätte dich dem Baltikum (ehemaliges Gebiet der UdSSR= u.a. russischsprachiger Raum) zugeordnet!“ Dies hatte mir übrigens schon mal die „Oma“ und Nastina gesagt. Hihi :D

Außerdem war meine gesamte russische Familie und ich shoppen. Xjuscha und meine Gastmutter nutzen die Gelegenheit aus, dass mein russischer Vater dabei war. In Russland scheint diese Regel wirklich gelebt zu werden: Mann bezahlt. Selbst wenn nur Freunde unterschiedlichen Geschlechtes essen gehen – Mann bezahlt und das lässt er sich auch nicht nehmen.
Ich wollte mir ein paar schwarze Absatzschuhe kaufen. Ursprünglich dachte ich an etwas um 5cm, um nicht allzu hoch zu werden. Aber dann zeigte mir Xjuscha ein wunderschönes, gesenktes Paar- einziger Haken: Absatz = 9cm. Ich probierte sie an. Klasse Aussicht von hier oben. 1,80m. Mein Gastvater stellte sich neben mich. Er ist ein paar cm höher. Ich sah fragend in die Runde. Einstimmig sagte man mir ich solle sie unbedingt nehmen - selbst mein Gastvater. Gekauft. Nun gehöre auch ich auch zu den Wesen, welche auf Stelzen über den Asphalt schweben…

Wie bereits erwähnt rückt meine Abreise immer näher und somit auch das Problem des Platzmangels. Im Koffer darf ich nur 20 kg transportieren, was zwangsläufig zur Folge hat, dass der übrige Krempel mit der Post versendet werden muss. Da ich nun mittlerweile weiß, dass ein Paket schon mal einen Monat unterwegs sein kann, kümmerte ich mich bereits voriger Woche darum. In Deutschland kein Thema: Man schnappt sich irgend einen Karton, füllt ihn und schickt ihn ab. Hier ist das etwas umständlicher:
1. Woher Karton? Wir gingen zur Poststelle. Die größten Pakete dort sind zu klein. Man sagte uns, dass man am Bahnhof größere Pakete versenden könne.
Am Bahnhof (übrigens nicht so eklig versifft wie die meisten deutschen) wurde uns nach ca.1 Stunde hin und her gerenne gesagt, dass man von hier nach Deutschland nichts versenden würde.
Wieder zur Post. Wir fragten, ob man einfach irgendeinen großen Karton packen könnte. Antwort: Nein. Wir nahmen drei kleine Kartons.

2. Was darf rein? Während ich die Kartons nun füllte schrieb ich mir sorgsam auf, was ich hinein gepackt hatte, denn man darf hier bei weitem nicht alles verschicken. (z.B.: Flüssigkeiten= mögliche Bombe)
Anschließend füllte ich insgesamt 9 A5 Seiten aus, in denen ich u.a. niederschreiben musste, dass das Paket keine dem Staat schädlichen Inhalte besitzt.

3. Es ist eine Freude Sie kennen zu lernen! Mein Gastvater und ich fuhren schließlich zur Poststelle. Dort wurden die beiden Pakete (ich hatte nur zwei gefüllt) gewogen - insg. 18 Kg. Während das Schaltertantchen die Papiere überprüfte und viele Fragen zum Inhalt der Pakete stellte, verriet mein Gastvater schließlich meine Identität, womit sich auch gleich ein Gespräch über das ach so tolle Deutschland anschloss und dass das Tantchen Bekannte in Deutschland hat. Schließlich meinte sie : „Es ist eine Freude sie kennen gelernt zu haben, Scharlotta!“ Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit scheinen viele hier in die Wiege gelegt zu bekommen. :)


Das Wochenende verbrachten wir in einem kleinen Häuschen, welches der Schwester meiner Gastmutter (welche in Nowotscheboksarsk lebt) gehört. Wir waren eine große Gruppe: Gesamte Austauschfamilie - sogar Dima war dabei, die Schwester meiner Gastmutter, mit Kind und deren Bruder mit Kind.
Mit zwei Autos fuhren wir zu dem kleinen Waldhäuschen, welches sich an einem Seitenarm der Wolga befindet. Insgesamt eine Stunde fuhren wir durch Städte, Dörfer (diesmal habe ich freilaufende Schweine aus dem Fenster sehen können!) und schließlich durch Wald.
Angekommen. Ausgestiegen. Gestochen. Fazit: Nicht dazugelernt. Kaum waren die Stiche vom damaligen Dorfausflug verflogen, würden nun wieder neue dazu kommen.
Wir begaben uns zu Tisch, aßen, grillten und schwatzen. Irgendwann meinte die Schwester: „Scharlotta, du bist so eine aufgeschlossene und fröhliche junge Frau, dass ich wirklich feststellen muss, dass sich meine Einstellung zu Deutschland geändert hat - zum besseren.“ Hihi.
Dascha rannte übrigens freudestrahlend durch den Wald. Schließlich zupfte sie mich aufgeregt am Pullover und meinte: „Looos! Ich zeig dir einen Pilz!“ Zum knutschen: Pilz = grib. Dascha kann immer noch kein „r“ sprechen. Also wollte sie mir einen „glib“ zeigen. Das Wort kombiniert mit Heliumstimme eines Kleinkindes und ihren strahlenden Augen= einfach niedlich.
Gegen 11 gingen die ersten schlafen. Nach etwas Überreden blieb ich mit den übrigen wach und schwang das Tanzbein, denn es wurde ziemlich kalt - zu kalt um entspannt am Tisch zu sitzen und „Dummkopf“ zu spielen…
Um 1 ging auch ich zu Bett. Übrigens ist die Bettensituation sensationell: 1 Zimmer. 4 Betten. 10 Leute. Aus zwei Bänken wurde noch ein Bett gebastelt. Man schlief eben zu zweit oder zu dritt in einem Bett. Nur die Herren der Schöpfung (Dima und der Bruder) genossen den Luxus des Einzelbettes.
Um 6 schlich ich mich aus dem Häuschen, setzte mich ans Ufer und verlor mich in Gedanken. Gegen um 7 stellte mein Gastvater erstaunt fest, dass er nicht der erste auf den Beinen wäre. Nach und nach standen die übrigen auf. Wir frühstückten (nicht etwa Brötchen sondern gleich Plov) und machten uns schließlich auf den Rückweg.


Das Auto von Dima: ein alter Schiguli- ein Auto was noch Charme besitzt!











Auf dem Nummernschuld (untere Kante) ist sogar noch "CCCP" (=UdSSR) geschrieben!







Синяя река (Blauer Fluss)...






Ksentschik und Daschenka








Am unteren Ende saß ich Morgens um 6... :)
















Knuffig :)








Gestern veranstalteten wir ein kleines Abschiedsessen für meinen russischen Vater, da er uns heute wieder verließ. Die Stimmung am Essenstisch war nicht wie gewöhnt fröhlich und ausgelassen, sondern eher wortkarg und nachdenklich.
Heute um eins brach er auf - so sagte man mir - als ich vom Ferienlager wiederkam. Ich hatte ihm am Morgen noch eine kleine Nachricht hinterlassen, um nicht ganz ohne Verabschiedung meinerseits zu sein - schließlich werde ich ihn sobald nicht sehen - frühestens in einem Jahr. Meine Gastmutter meinte am Nachmittag, dass er sich sehr über die Zeilen gefreut habe und sie mit eingepackt habe.

Liebste Grüße aus dem nun wieder männerlosen Haushalt

Lotte


Samstag, 11. Juni 2011

Ein Hauch von Ewigkeit....

Mit dem ersten Juni war es soweit: offizieller Ferienbeginn- mal abgesehen von 9.und 11. Klassen, welche gezwungenermaßen Examen ablegen müssen, und mir, welche im Schulferienlager hilft. Wie es dazu kam? Ich hatte keine Lust den gesamten Juni gelangweilt in meinem russischen Heim zu sitzen, weshalb mir meine Gastmutter schließlich vorschlug, beim Ferienlager auszuhelfen. Auf diese Art und Weise würde ich noch ein paar Museen, Sehenswürdigkeiten - im allgemeinen Tscheboksary - besser kennen lernen.
Und so fand ich mich, gegen 8 Uhr, am ersten offiziellen Ferientag im Trolleybus Nummer 1 auf dem Weg zur Schule wieder.
In der Schule angekommen, wurde ich in die 1. Abteilung des Schulferienlagers eingeteilt. Hier würde ich nun bis zu meiner Abreise freiwillig und unbezahlt die Rolle eines Erziehers erfüllen.
Insgesamt gibt es 5 Abteilungen mit jeweils ca. 30 Schülern. Zunächst dachte sich jede Gruppe einen Namen aus. Meine Gruppe heißt „NLO“ („UFO“), anschließend überlegten wir uns noch ein kleines Sprüchlein, passend zum Gruppennamen. Beides - Name und Sprüchlein - werden jeden Tag bei der Morgenversammlung auf dem Schulinnenhof aufgesagt, zusätzlich wird noch über die Zahl der anwesenden „Kosmonauten“ Auskunft gegeben. Anschließend folgt Morgengymnastik (Gott sei Dank nur für die Kleinen) und Frühstück. Nach dem Essen sind Ausflüge an der Reihe. So waren wir in zwei verschiedenen Theatergebäuden, auf einem Kinderfest, im Kinderspielpark und in Museen. Ich scheine mich ziemlich gut zu machen, denn ab und zu bekomme ich Lob der „echten“ Erzieher zu hören und man schlug mir vor, die Berufsrichtung „Pädagoge“ bzw. „Lehrer“ einzuschlagen. Doch ich glaube mir reicht die Erfahrung, einen Monat auf einen Haufen Kinder der zweiten Klasse aufzupassen, für den Rest meines Lebens…

Wie ich bereits erwähnte: seit mein Gastvater da ist, ist hier permanent was los. Ich komme kaum noch hinterher mit Blog schreiben. Von Morgens um 7 bis Nachmittags um 3 bin ich im Ferienlager und anschließend unternehmen wir meist etwas. Das Wunderbare ist, dass mein Gastvater stolzer Besitzer eines Autos (Hyundai Landrover) ist und ich dadurch Tscheboksarys Straßen auch mal aus einer anderen Perspektive, nicht nur als Fußgänger oder Bus(mit)fahrer kennen lerne.
Bemerkenswertes?

1. Nur die Passagiere auf den vorderen Plätzen müssen sich anschnallen - auf den billigen Plätzen herrscht keine Anschnallpflicht.

2. Die Art Auto zu fahren erinnert mich an den Urlaub in Italien. Habt ihr schon mal italienische Autofahrer erlebt? Jeder fährt wie er will und flucht was das Zeug hält. Das selbe hier. ZB.:
Wir fahren im Auto, wollen wenden. Straßenbild: Wir stehen auf einer geraden Straße. Links ein Parkplatz( unsere Wendemöglichkeit). Auf besagtem Parkplatz ein weiterer Autofahrer, welcher uns den Wendeplatz versperrt. Ringsum: Wiese. Mein Gastvater fragt ihn mit Armgefuchtel durch die Windschutzscheibe, wohin er gedenkt zu fahren, damit wir wenden können. Autofahrer symbolisiert: geradeaus. Geradeaus ist aber Wiese. Wir denken, dass er scherzt, da die einzige Straße, welche mit dem Parkplatz verbunden ist, jene ist, auf welcher wir stehen. Mein Gastvater fährt also ein Stück zurück um Platz zu machen. Und dann passiert es. Der andere Autofahrer (Jeep) latscht aufs Gas und brettert geradeaus über die Wiese bis zur nächsten Fahrbahn. Eh…ja… . Mein Gastvater grinste mich an und meinte: „Von so etwas kannst du dann zuhause berichten!“ – was ich dann hiermit auch getan hätte.

3. Fahrbahn. Es ist ja nun mittlerweile allseits bekannt, dass die Fahrbahnen in Russland zu wünschen übrig lassen, wobei ich sagen muss, dass es da auch Ausnahmen gibt. Allerdings sagte mir neulich mein Gastvater etwas – für mich- völlig Neues: Die Fahrbahnen werden teilweise absichtlich nicht ausgebessert. Grund?
- Man spart Geld
- Es gibt keine Raser - kein Autoliebhaber tut seinem Maschinchen Raserei über die Schlaglöcher an…
Gar nicht mal so unklug… ;-)

4. Polizei. Hach ja… die liebe Straßenpolizei. Neulich war ein Kumpel meines russischen Vaters zu Besuch, welcher als Lehrer an einer Polizeischule arbeitet. Irgendwie kamen wir auf das Thema Korruption in Russland und so berichtete er von einigen Vorfällen, wovon ich euch einen nicht vorenthalten will:
Zweispurige Straße. Eine Fahrbahn = Stau. Andere Fahrbahn (Fahrtrichtung entgegengesetzt) frei. Anstatt den Stau aufzulösen, steht die Polizei an der freien Fahrbahn und wartet, bis entnervte Autofahrer wenden - was an dieser Stelle untersagt ist. Und dann wird abkassiert. Nun könnte man sagen: Kommt doch eh dem Staat zu Gute. Nein, nicht in diesem Fall. Man kann hier verhandeln - in diesem Fall verhandelt man über die Bestechungssumme. Er meinte das komme öfter vor, sei eigentlich fast normal - wenn auch untersagt. Ich sah ihn fassungslos an, was ihn zum lachen brachte. Er begann zu erzählen, dass er mal 3 Jahre in Deutschland lebte:
Straßenbauarbeiten im Vergleich.
Er meinte in Russland trifft man irgendwann entweder auf ein kleines Schild, welches auf die bald folgende Straßenbaustelle hinweist oder sie steht dann einfach aus heiterem Himmel vor dir.
Mit einem Lachen meinte er: „In Deutschland ist das ganz anders. Bereits mehrere hundert Meter vor der eigentlichen Baustelle erscheinen riesige Warnhinweise, Blinkpfeile usw. Ich dacht mir so – was muss das für eine riesige Baustelle sein?! - Ich seh mich um, schaue und schaue, doch kann nichts sehen. Schließlich fahre ich an einer winzig kleinen Baustelle vorbei, wo man lediglich den Asphalt etwas ausgebessert hat.“ Ich musste lachen.

Vom 3.- 4. Juni waren wir wiedereinmal in einem süßen, kleinen russischen Märchendorf. Diesmal lag es nicht in der russischen Republik „Tschuwaschien“, sondern in „Mari El“. Übrigens spricht man dort – logischerweise - nicht Tschuwaschisch, sondern Mari.
Wir machten uns also auf dem Weg zum Geburtsdorf des Vaters meiner Gastmutter, welches den Namen „Nuschenaly“ trägt. Xjuschas Opa verbrachte seine gesamte Kindheit und seine Tochter fast jeden Sommer hier, dem zu Folge können beide fließend Mari - ganz im Gegensatz zu den übrigen Mitreisenden: Gastvater, Xjsucha, Daschul und ich.
Wir fuhren an Felder und Wiesen vorbei, durch andere Dörfer und jedes Mal dachte ich: Das ist es jetzt bestimmt! Doch jedes Mal meinte man: Nuschenaly ist noch kleiner. Dies wiederum wollte ich nicht glauben…
Und dann waren wir da. Mitten in der "Pampa". Nein, Pampa ist nicht der richtige Begriff, denn wenn ich ehrlich bin, finde ich das Dorf wunderschön und wäre am liebsten glatt eine Woche geblieben.
Wir befanden uns nun auf dem Hof, des Grundstücks der Frau des verstorbenen Bruders von Xjuschas Opa. Ich sah mich um. Zum knutschen: Ein altes Holzhaus, welches lediglich aus Küche, Stube und Flur bestand. Der gesamte Stolz der Küche: Ein echter Backofen!!
Weiter sah ich: Ein Banjahaus (Sauna), Stall und ein weiteres Holzhaus, worin wir übernachteten. Toilettenhäuschen. Zum Grundstück gehört auch ein Garten. Auf Leinen wehte frisch gewaschene Wäsche im Wind. Hühner rannten glucksend über den Hof.
Ich bat Xjuscha mir etwas die Gegend zu zeigen und so gingen wir etwas spazieren. Das Dorf verfügt über stolze zwei Straßen, welche allerdings eher als Feldweg zu bezeichnen sind. Zu beiden Seiten der Straßen sieht man ähnliche Gehöfte wie jenes, welches ich euch soeben beschrieb. Über den Feldweg rannten Hühner und Gänse.
Xjuscha zeigte mir den Brunnen, welcher zzt. kein Wasser führt. Ich fragte, woher man nun Wasser bekommen würde, denn schließlich ist hier fließend Wasser Fehlanzeige. Sie führte mich zu einem kleinen Bach, welcher in einem 10 min entfernten Tal plätscherte. Die Bewohner des Dorfes sind allerdings größtenteils bereits über 60, da die Jugend es vorzieht in der Stadt zu leben. Unvorstellbar, dass eine 60 jährige Oma schwere Wassereimer aus dem Tal hinaufhievt… Meine Gastmutter erzählte mir später voller Bedauern, dass früher hier buntes Treiben herrschte, sowohl Alt als auch Jung lebte hier - doch mittlerweile lebt hier nur noch Alt - Jung schaut nur in den Sommerferien vorbei.
Die Führung ging weiter und ich liess mich weiter verzaubern. Xjuscha meinte, dass das nächste Geschäft hier ca. eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt sei.
Wir blieben stehen und sahen hinab auf einen kleinen See. In der Nähe weideten Kühe, welche von einem Mütterchen bewacht wurden.
Am frühen Abend setzen wir uns auf die Bank vor unserem Häuschen. Bald kamen einige Dorfanwohner hinzu, welche sich sehr über den Besuch freuten. Mit großen Ohren lauschte ich Mari. Schon leicht frustrierend. Da kann ich nun halbwegs ordentlich Russisch und verstehe wieder nichts…
Bald darauf trieb das Mütterchen die Kühe von der Weide zu ihren Besitzern, auch Schafe wurden zurückgebracht. Dies sorgte einige Minuten für ein hektisches Treiben in dem so kleinen Dörfchen.
Während ich auf dieser Bank saß und dem Treiben zu sah, glaubte ich jegliches Zeitgefühl verloren zu haben und fühlte einfach nur Unbeschwertheit. Alles hatte einen Hauch von Ewigkeit... Ernsthaft: Wenn jemand über Stress im Alltag klagt und nicht weiß, wohin er seinen Entspannungsurlaub verlegen soll: Ich empfehle russisches Dörfchen.
Abends fanden wir uns in dem Häuschen zusammen. Wir aßen, quatschten und hätten sogar Karten gespielt, wenn wir nicht die Karten vergessen hätten. Nebenbei lief der Fernseher. Ja, ihr habt richtig gehört: fließend Wasser, Heizung = Fehlanzeige. Strom = Fernseher = selbstverständlich. Mich verwundert schon gar nichts mehr :D
Meine gesamte Gastfamilie und ich übernachteten also im Holzhäuschen nebenan - alle in einem Zimmer. Kein Problem. Augen zu. Gute Nacht. *ssssummm* (Summgeräusch) gegen 4:30 am Morgen wachten wir auf und jagten Mücken, welche immer mehr zu werden schienen. Irgendwann schliefen wir wieder ein. Gegen 6:15 hörte ich einen Hahn krähen. Märchenhaft.
Meine russische Mama stand bald auf und half Piroggen zu backen. Xjuscha und ich dümpelten noch in unseren Betten herum, bis wir uns schließlich an den Frühstückstisch (im anderen Haus) begaben. LECKER! Es ist unvergleichlich, wie lecker Piroggen schmecken, welche frisch in einem echten, steinernen Backofen gebacken wurden.
Ich war schon etwas traurig, als wir uns gegen Mittag auf den Rückweg machten.









Eine der beiden Straßen.



Kühlschrank. :D




Der Hund des Hauses. Er heißt "Malysch" = "Kleines".





Fernseher. Links Esstisch. Fernster mit blick auf die Staße. Rechts, hinter dem Vorhang ist die Küche. Ebenfalls in der Stube befindet sich das Bett der Hausherrin.



Backofen.



Händewacshen: Wasser in blaues Gefäß. Hände waschen. Wasser fließt in Topf unterm Waschbecken.




Einbruchssicher! :D








Brunnen.



Bächlein im Tal (da wo das Brett (=Brücke) liegt).





Die einzige Verwundunge für einen Heizkörper hier: Als Fußabtreter vor der Haustür.




Ein wenig Hektik. :)





Muh!









Am 5. Juni hatte mein Gastvater Geburtstag. Übrigens, habe ich etwas bemerkenswertes festgestellt: Meine Gastmutter hat im selben Monat Geburtstag, wie meine Mama und mein Gastvater im selben, wie mein Papa. Sachen gibt’s…
Wie gesagt: Mein Gastvater hatte Geburtstag und ich war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er hatte zwar ebenfalls gesagt, dass man nichts schenken müsse, aber dennoch fand ich es angebracht, da alle Pakete meiner Verwandtschaft nur mit Aufmerksamkeiten für den weiblichen Teil meiner Gastfamilie bedacht waren. Ich zermarterte mir das Hirn. Der Mann scheint einfach alles zu haben. Aber dann fiel mir ein, dass er nicht oft seine Familie sieht und so beschloss ich einige Bilder von seiner kleinen Familie und vor allem von klein Daschenka entwickeln zu lassen. Er freute sich sehr über die gerahmten Erinnerungen.
Den gesamten Vormittag werkelten wir fleißig am Festessen. Ich buk diesmal übrigens Dresdner Eierschecke. Jammi.

Weiteres von meinem aufregendem Leben hier gibts im nächsten Blog.

Lottchen

Fazit: Ein Russe meint was er sagt. Wenn er sagt, er fährt geradeaus, dann fährt er geradeaus.